Artikel in der Presse (diepresse.com): Usability: Dolmetschen zwischen Mensch und Maschine

Usability: Dolmetschen zwischen Mensch und Maschine
von WOLFGANG POZSOGAR (Die Presse)

Nur wenn Software-Lösungen von den Benutzern auch intuitiv und effizient verwendet werden können, sind sie für den Einsatz im Business geeignet. Dafür wird bereits bei der Entwicklung vorgesorgt.

Produkte müssen intuitiv und effizient benutzbar sein: Auf diese Definition lässt sich der Begriff Usability reduzieren. Was so einfach klingt, ist allerdings für viele Anbieter offenbar alles andere als selbstverständlich. Diese Erfahrung machen tagtäglich unzählige Menschen, wenn sie am Arbeitsplatz oder zu Hause vor dem Computer sitzen. Unverständliche Eingabeaufforderungen, mehrere komplexe Schritte, um zum gewünschten Ergebnis zu gelangen, mühseliges Studium der Hilfedatei und unzählige andere Probleme sorgen für Ärger und Ineffizienz.

Unverständliche IT kostet Geld

Solche Krämpfe mit IT kosten nicht nur Nerven, sondern Unternehmen auch viel Geld, meint Martina Manhartsberger von der Wiener Firma Interface Consult: „Wenn man die durch mangelnde Usability verursachten Kosten für verlorene Arbeitszeit, Einschulungen und Wiedererlernzeit berechnet, sind das bei Produkten, mit denen hunderte oder tausende Menschen arbeiten, beträchtliche Summen“, meint sie. Manhartsberger hat sich mit ihrer Firma Interface Consult auf Beratung im Bereich Usability konzentriert.

Dynamic Queries

Manchmal dauert es lange, bis wissenschaftliche Erkenntnisse in der Praxis Anwendung finden.

Die „Dynamic Queries“ von Ben Shneiderman aus dem Jahre 1993 z.B.:

es wurde zwar anhand von ein paar Beispielanwendungen demonstriert, wie es funktioniert, das Prinzip, dass man anhand von Slidern mit 2 Begrenzungs-Markern in einer Datenbank sucht, hat aber nie breite Anwendung gefunden.

Hier die Dynamic Queries am Beispiel des „HomeFinders“:

also eine Immobiliensuche mit Such-Slider und sofortiger Anzeige des Suchergebnisses in einer Karte

Und jetzt ist es endlich soweit: das Prinzip von Shneiderman wird jetzt – 15 Jahre später – am Web zur Immobilien-Suche angewendet:

Website des Bundesministeriums für Finanzen

Hier ein Zitat, die Website des Bundesministeriums für Finanzen betreffend:

„Ich versuche gerade bei bmf.gv.at herauszufinden, wie viel Zoll ich für ein Paket aus den USA zahlen muss. Das ist dort aber vollkommen unmöglich herauszufinden.
 
Zudem gibt es ein „wunderbares“ Menü, passend für den Usability Blog:
https://www.bmf.gv.at/zoll/_start.htm
 
Fährt man mit der Maus über das Menü oben, so klappt ein Untermenü auf. Ab „Zoll“ klappt das Menü aber nach links auf (obwohl rechts genügend Platz wäre). Zudem ist das zweite Untermenü nahezu nicht mit der Maus zu erreichen ohne das das Menü wieder zuklappt ;-)“
 

Usability von Newslettern

hier etwas zu Usability von Newslettern:
Bei diesem Newsletter sehe ich auf einen Blick nur den immer gleichen Header und ein Werbebanner, aber keinen einzigen Hinweis auf den Inhalt. Wenn ich keine Zeit habe, lösche ich ihn daher sofort, ich nehme mir nicht extra Zeit, um nach unten zu scrollen. Der Designer hatte offensichtlich einen großen Bildschirm. Beim Design von Newslettern muss man eben mit vielen Email-Clients und Einstellungen testen.

Installation von Office


Hier eine Darstellung zur Auswahl von Komponenten bei der Installation von Office.

Ich würde erwarten, dass ich mit einem Klick „Publisher“ etc. an oder abwählen kann.

Ich kann aber nur auf das Kästchen klicken. Und was bedeuten grau und weiß – ist „grau“ bereits vor-ausgewählt? oder ist weiß vor-ausgewählt?

Klick auf das Kästchen öffnet dann den Tree – mit völlig unverständlichen Auswahlmöglichkeiten.
Ich musste meinen Kollegen fragen, wie ich eine Option ab-wähle. Das Geheimnis: man muss „nicht verfügbar“ auswählen. Erstaunlich! Hier müsste doch eigentlich ein Zeitwort verwendet werden, wie „installieren“ – schließlich wird eine Aktivität gestartet. Was die anderen drei Punkte bedeuten, weiß ich bis jetzt nicht.


	

rätselhafte Warenwirtschaftssoftware

Irgendwie verstehe ich diese Tabelle nicht. Es geht um die Funktionen einer Warenwirtschaftssoftware („SelectLine“ – http://www.warenwirtschaft.co.at/).

Mal abgesehen davon, dass man „Standard“ nicht mit „t“ hinten schreibt (da wollen wir nicht so kleinlich sein) – aber für mich ist es nicht logisch, dass diese „Standard“-Version der Software anscheinend MEHR Funktionen hat als die Platin oder Diamond-Version.

Wie ist diese Übersicht gemeint?


	

gleiche Scrollbars – andere Bedeutung

Hier wieder ein Zitat:
„Mich stört die Inkonsistenz der Scrollbars in Word und Powerpoint:
Mit dem Knopf mit den beiden nach unten gerichteten Pfeilen blättert man
in Powerpoint eine Seite weiter.
In Word dagegen setzt man die Suche fort. Wenn man beide Programme
intensiv nutzt ist das schon recht verwirrend.“

Internet World Fachmesse: Schwerpunkt Nutzerfreundlichkeit

Auf der Internet World Fachmesse (21. und 22. Oktober im Münchner Congress Centrum) gibt es einen Schwerpunkt zu Usability (-Testing) und User- Experience. Die Messe findet in Zusammenhang mit dem Internet World Kongress statt.

http://www.internetworld.de/Internetworld-2008/Themen/Usability-und-User-Experience

Auswahl von Hotels in einer Google-Map

Zitat von Usability- Expertin Dr. Martina Manhartsberger:

„Für welche Inhalte und Services sich User registrieren sollen ist auf
vielen Websites ein heiß diskutiertes Thema. In Usability Tests erleben wir immer wieder, dass User sich nur ungern registrieren – sie haben wenig Zeit und möchten sofort zum Inhalt. Ein Registrierungsschritt kann eine Barriere darstellen, die User abschreckt und dazu bringt, die Site zu verlassen. User registrieren sich im Allgemeinen nur dann, wenn für sie klar ist, was der Nutzen ist.“

Hier ein Beispiel, wo die Registrierung die User eher abschrecken wird:
Auswahl von Hotels in einer Google-Map: