Artikel in der Presse (diepresse.com): Usability: Dolmetschen zwischen Mensch und Maschine

Usability: Dolmetschen zwischen Mensch und Maschine
von WOLFGANG POZSOGAR (Die Presse)

Nur wenn Software-Lösungen von den Benutzern auch intuitiv und effizient verwendet werden können, sind sie für den Einsatz im Business geeignet. Dafür wird bereits bei der Entwicklung vorgesorgt.

Produkte müssen intuitiv und effizient benutzbar sein: Auf diese Definition lässt sich der Begriff Usability reduzieren. Was so einfach klingt, ist allerdings für viele Anbieter offenbar alles andere als selbstverständlich. Diese Erfahrung machen tagtäglich unzählige Menschen, wenn sie am Arbeitsplatz oder zu Hause vor dem Computer sitzen. Unverständliche Eingabeaufforderungen, mehrere komplexe Schritte, um zum gewünschten Ergebnis zu gelangen, mühseliges Studium der Hilfedatei und unzählige andere Probleme sorgen für Ärger und Ineffizienz.

Unverständliche IT kostet Geld

Solche Krämpfe mit IT kosten nicht nur Nerven, sondern Unternehmen auch viel Geld, meint Martina Manhartsberger von der Wiener Firma Interface Consult: „Wenn man die durch mangelnde Usability verursachten Kosten für verlorene Arbeitszeit, Einschulungen und Wiedererlernzeit berechnet, sind das bei Produkten, mit denen hunderte oder tausende Menschen arbeiten, beträchtliche Summen“, meint sie. Manhartsberger hat sich mit ihrer Firma Interface Consult auf Beratung im Bereich Usability konzentriert.

Installation von Office


Hier eine Darstellung zur Auswahl von Komponenten bei der Installation von Office.

Ich würde erwarten, dass ich mit einem Klick „Publisher“ etc. an oder abwählen kann.

Ich kann aber nur auf das Kästchen klicken. Und was bedeuten grau und weiß – ist „grau“ bereits vor-ausgewählt? oder ist weiß vor-ausgewählt?

Klick auf das Kästchen öffnet dann den Tree – mit völlig unverständlichen Auswahlmöglichkeiten.
Ich musste meinen Kollegen fragen, wie ich eine Option ab-wähle. Das Geheimnis: man muss „nicht verfügbar“ auswählen. Erstaunlich! Hier müsste doch eigentlich ein Zeitwort verwendet werden, wie „installieren“ – schließlich wird eine Aktivität gestartet. Was die anderen drei Punkte bedeuten, weiß ich bis jetzt nicht.


	

rätselhafte Warenwirtschaftssoftware

Irgendwie verstehe ich diese Tabelle nicht. Es geht um die Funktionen einer Warenwirtschaftssoftware („SelectLine“ – http://www.warenwirtschaft.co.at/).

Mal abgesehen davon, dass man „Standard“ nicht mit „t“ hinten schreibt (da wollen wir nicht so kleinlich sein) – aber für mich ist es nicht logisch, dass diese „Standard“-Version der Software anscheinend MEHR Funktionen hat als die Platin oder Diamond-Version.

Wie ist diese Übersicht gemeint?


	

gleiche Scrollbars – andere Bedeutung

Hier wieder ein Zitat:
„Mich stört die Inkonsistenz der Scrollbars in Word und Powerpoint:
Mit dem Knopf mit den beiden nach unten gerichteten Pfeilen blättert man
in Powerpoint eine Seite weiter.
In Word dagegen setzt man die Suche fort. Wenn man beide Programme
intensiv nutzt ist das schon recht verwirrend.“

Benutzeroberfläche ausschlaggebend für Verkauf (Forrester)

Laut einer Umfrage von Forrester Research zählt – wenig überraschend – die Benutzeroberfläche zu den ausschlaggebenden Faktoren für den Neukauf oder das Upgrade einer Geschäftssoftware.

Zum Artikel

Was ich so erlebe wird darunter aber meist nur eine Design-Behübschung verstanden.

In den wenigsten Fällen wird getestet, WIE benutzerfreundlich, d.h.

  • leicht erlernbar und wiedererlernbar,
  • effizient,
  • workfloworientiert etc.

eine Oberfläche wirklich ist. Mehr Info: So funktioniert bei uns (und bei den meisten Usability Engineers auf der Welt) ein Usability Test.

Liste mit Checkboxes am Mac

Mir passiert es, dass ich eine Software lange Zeit nutze, ohne bestimmte Features zu bemerken. Z.B. diese Liste mit Checkboxes am Mac:

checkboxlistepattern.jpg
Ich hab mich schon öfter drüber geärgert, dass das Fenster recht klein ist, und wenn man Optionen ancheckt und dann scrollen muss verliert man leicht den Überblick.
Und das auf einem Mac .. das ist man eher nicht gewöhnt.
Und GESTERN bemerke ich zum ERSTEN MAL den kleinen Punkt unterhalb (rot eingerahmt) und dass man da dran ziehen kann. Siehe da, es macht das Fenster größer ..
Ich würde sagen, dass das Punkterl-Interaktionselement eventuell etwas ZU klein geraten ist.

Das Eierlegende-Wollmilchsau-Problem

Eben hat mich interessiert, ob ich es vielleicht wieder mal mit dem Office-Paket „Ragtime“ probieren soll. Ich hatte das jahrelang in Verwendung (ist aber schon so 10 Jahre her). Damals gabs nur die Mac-Version. Die Software konnte schon ziemlich viel – von den Funktionen her genausoviel wie MS Office. War aber eines der ersten Softwarepakete, mit echtem „what-you-see-is-what-you-get“, d.h. dass beim Drucker ziemlich genau DAS rauskommt, was man am Bildschirm auch sieht.

Da hatte Word damals nichteinmal noch die Layout-Ansicht. Und das Schöne war die Usability. Einfach mit der Maus Rahmen am Papier verschieben. Das mach mal einer nach in Word – oh graus. In Powerpoint gehts besser, aber da kann ich halt keine langen Dokumente mit Seitenumbruch anlegen. Ragtime konnte sogar Serienbriefe und man hatte ein Rechenblatt (also ein Excel) in einem Rahmen am Papier, in dem man rechnen konnte und das man da reinkopieren konnte, ohne, dass Office abstürzt oder die Schrift von magischer Hand in ein völlig falsches Format umgewandelt wird.

Word hatte schon vor 15 Jahren, als ich meine Diss schrieb, ausreichend viele Funktionen: Inhaltsverzeichnis, Formatvorlagen, es war einfach alles da. Mir fällt keine Funktion ein, die seither dazugekommen wäre, die sie toll wäre, dass ich sie mir gemerkt hätte.

Was mir aber definitiv aufgefallen ist, ist, dass die Usability immer schlechter wird. Man müsste die Zeit erfassen können, die man beim Schreiben eines Berichts für das eigentliche Schreiben braucht und die Zeit, die man fürs Layouten braucht. Wäre sicher erschütternd.

Jetzt lese ich also wieder nach über Ragtime. Sie hatten zwischendurch eine Light-Version gehabt, die nicht alles konnte, aber billig war. Jetzt haben sie eine eierlegende Wollmilchsau, die alles kann, was der Mensch eh nicht braucht und teuer ist. Also wirds keiner kaufen.
Verdammt schade. Ich möchte lieber eine Textverarbeitung, die vielleicht nicht ALLES kann (ich bin ja kein Desktop Publisher oder Grafik-Profi), die aber ein wirklich gutes User Interface hat.