Über Styleguides zu Rollen in der Softwareentwicklung

Erst gestern habe ich wieder den Satz gehört „dafür gibt es aber eh einen Styleguide“, was soviel heissen sollte wie „damit wird die Software schon bedienungsfreundlich werden“.
Sehr häufig wird geglaubt, dass ein Styleguide automatisch dafür sorgt, dass die Usability passt.
nun, dem ist nicht so. ein Styleguide sorgt ZUM TEIL für Usability, weil er für einheitlichen Look&Feel und für Konsistenz bei Details sorgt.
In einem Styleguide kann z.B. stehen wie Radiobuttons aussehen und Texteingabefelder funktionieren und all jene Dinge, die in allen Anwendungen gleich sind, wie z.B. ein Anwendungsrahmen, Regeln zum Fenstermanagement etc.

Was aber NICHT im Styleguide erfasst werden kann ist alles andere:

  • der Workflow des Users – bezogen auf die Reihenfolge von Bildschirmen und bezogen auf die Reihenfolge von Feldern oder Feldgruppen
  • welche Infos oder Felder der User zu welchem Zeitpunkt braucht
  • welche er gleichzeitig braucht
  • was er oft benötigt und was nur selten
  • das Wording
  • etc.
    D.h.: auch wenn man einen Styleguide hat, können dabei immer noch völlig unbrauchbare User Interfaces herauskommen.
    Was braucht man also dazu, damit ein gutes User Interface herauskommt?: am besten eine Trennung der Jobs „Usability Experte bzw. User Experience Designer“ und „Entwickler“.
    Beides gleichzeitig kann man IMHO nicht gut machen – Entwickler haben normalerweise schon genug damit zu tun, sich mit ihrer Entwicklungsumgebung herumzuschlagen und leben und denken in den Konzepten der Entwicklungsumgebung. Der Usability Experte dagegen sollte davon unabhängig sein und in den Konzepten und Workflows der User denken können. Klar soll er sich mit Softwareentwicklung auch auskennen, damit er nicht unrealisierbare Vorschläge macht. Irgendwie ist er auch der Vermittler zwischen den Usern und deren Anwendungsbereich und den Entwicklern.